Jörg Maurer: Oberwasser
Inhalt:
Schräg geht es vor in Jörg Maurers „Oberwasser“, denn nichts ist wie es scheint. Eine vermeintliche Leiche inklusive Tatort entpuppt sich als Büro des Vorgesetzten von Kommissar Jennerwein. Ein wohlbekanntes Bestatterehepaar kehrt aus dem „Exil“ zurück und ein hochdeutsch sprechender Wilderer wird eines Verbrechens beschuldigt. Ein BKA-Beamter wird in einer Höhle festgehalten und ein paar Jugendliche machen ihren wohlverdienten Abiurlaub in Marokko.
In diesem Durcheinander sollen Jennerwein und sein Team zwei verschwundene BKA-Beamte wiederfinden, dürfen dabei aber kein Aufsehen im Ort erregen.
Meinung:
Zunächst erscheint der Einstieg etwas wirr, es wechseln sich Kapitel aus den verschiedenen Perspektiven ab, deren Sinn sich dem Leser nicht auf dem ersten Blick zeigen. Man wird mehr oder weniger ins kalte Wasser geworfen. Das macht aber nichts aus, denn Maurer schafft es so kurzweilig zu schreiben, dass man sofort in der Geschichte ist und wissen möchte, was als nächstes passiert. Nach und nach entfalten sich die Zusammenhänge und das wahre Gesicht der Alpenbewohner zeigt sich. 🙂 Der Kriminalfall entrollt sich ebenso und nimmt mit fortschreitender Seitenzahl auch an Fahrt auf. Begünstigt wird die schnelle Handlung vor allem durch die vielen kurzen Kapitel und Perspektivwechsel. Ich konnte das Buch irgendwann nicht mehr aus der Hand legen, bis ich es zu Ende gelesen hatte.
Mich hat es zu keinem Zeitpunkt gestört, dass ich bisher noch keinen anderen Alpenkrimi von Jörg Maurer gelesen habe. Das Kriminalteam wird gleich am Anfang kurz mit ihren prägendsten Charaktereigenschaften vorgestellt und selbst mit den alten Bekannten aus den vorherigen Teilen wird man schnell warm. Sogar die bayrischen Wörter sind auch für Hochdeutsche größtenteils zu verstehen und machen die Atmosphäre rund ohne dabei lächerlich zu wirken.
Mein einziger Kritikpunkt ist, dass teilweise der Kriminalroman vor lauter Abstrusitäten und Skurilem verloren ging. Dass heißt nicht, dass ich Maurers Humor nicht mag, ich musste eigentlich dauernd beim Lesen des Buches grinsen und lachen. Da bekommt selbst das Werdenfelser Panorama ein paar Gastauftritte, sei es als Fieberkurve eines Kranken oder als Umsatzkurve eines dubiosen Unternehmens namens Zarathrusta Solutions. Aber ein bisschen mehr Krimi hätte dem ganzen trotzdem nicht geschadet. Albern, wie ich es anhand des Covers befürchtet hatte, war „Oberwasser“ aber nie.
Fazit:
Ich habe mich selten so gut in einem Krimi unterhalten gefühlt. Vergleichbar sind für mich nur noch „Miss Lizzie“ von Walter Satterthwait und die Kühlfach-Bände von Jutta Profijt, die auch alle ihren ganz eigenen skurilen Humor haben. Teil eins bis drei sind auf jeden Fall schon auf meinem Wunschzettel gelandet, das sagt bestimmt schon alles aus. 😉 4 Sterne.
Jörg Maurer: Oberwasser. Alpenkrimi. Teil 4 um Kommissar Jennerwein. Fischer Taschenbuch Verlag. Taschenbuch: 978-3-596-18895-6 (9,99€).