Andreas Séché: Zeit der Zikaden
Es gibt sie diese Bücher, die einen mit sich reißen, in die Geschichte hineinziehen und nicht mehr loslassen. „Zeit der Zikaden“ ist eine dieser Perlen. Ein hoffnungsvolles Werk, das aus dem tristen Büchereinerlei heraussticht.
Inhalt:
Der Hirte Ibrahim sieht eines Tages einen Mann aus der Wüste Syrakeshs auf ihn zu kriechen. Von da an ändert sich sein Leben langsam aber stetig. Selim, ein Violinist, musste einiges in seinem Leben erdulden und beginnt seine Geschichte zu erzählen, von der Liebe zur Musik, die ihn durch sein Leben trägt und zu Miriam.
Meinung:
Séché schafft es wunderbare Bilder heraufzubeschwören, man riecht förmlich orientalische Gewürze, wenn man Miriam und Selim auf ihren Spaziergängen durch Silshana folgt. Der Leser wird mitgenommen in das wunderschöne Syrakehs, das doch seine Schattenseiten hat. Und so sind es nicht nur die schönen Seiten , die in „Zeit der Zikaden“ aufgezeigt werden. Im Laufe von Selims Leben und erzählter Geschichte entwickelt sich Syrakesh immer mehr zu einer Diktatur. Leute verschwinden, werden festgenommen oder wandern aus, Nachrichten zensiert, Hoffungslosigkeit liegt über Syrakesh. Obwohl oder gerade weil die Handlung in einem fiktiven Inselstaat stattfindet, schafft es Séché ,umso eindrucksvoller die Parallelen zu unserer Welt herzustellen und auf die Probleme dieser aus einer unerwarteten Perspektive aufmerksam zu machen.
„Was reglos erscheint, hebt vielleicht die Welt aus den Angeln“ (S. 62).
„Zeit der Zikaden“ gehört definitiv zu den wenigen Büchern, die ich noch einmal lesen werde, um seine gesamte Schönheit aufnehmen zu können. Selten habe ich ein Buch gelesen, welches die Anzeichen einer Diktatur so grandios mit dem Schicksal eines einzigen und der Magie der Musik verbindet.
Fazit:
Lesen!
Andreas Séché: Zeit der Zikaden. Ars Vivendi. Gebunden: 978-3-86913-191-7 (16,90€).